MANGELERNÄHRUNG im Alter

Ernährungsmedizinische Auffälligkeiten: Beachtung bei Kontakt mit Patientin/Patient über 70 Jahren und/oder chronischer Multimorbidität

Anamnese: • Gewichtsverlust • Appetit • gastrointestinale Symptome • Kau- und Schluckstörungen • Geschmacks- und Geruchssinn • soziale Faktoren (z. B. Einsamkeit, Verlust einer Partnerin/eines Partners) • körperliche Aktivität

Durchführung des Mini Nutritional Assessment® – Short Form (MNA-SF)

< 12 Punkte
12 – 14 Punkte
Verdacht auf
Risiko für Mangel­ernährung (8 – 11 Punkte)
oder Mangel­ernährung (0 – 7 Punkte)
Normaler Ernährungszustand

Aushändigen nation­aler/region­aler Informations­broschüren zur gesunden Ernährung für ältere Patient­innen/Patienten1 und neuerliche Durchführung des MNA-SF:

  • bei zu Hause lebenden Patient­innen/Pati­enten mit unauffälligem klinischen Verlauf: 1 x jährlich
  • bei Risiko­gruppen2: alle 1 – 3 Monate je nach klinischem Verlauf

1 Bsp. Informationsmaterial Ernährung älterer Menschen:

  • Richtige Ernährung ab dem 65. Lebensjahr – leicht gemacht (BMSGPK/AGES)
  • Älter werden, aktiv bleiben (FGÖ)
  • Genussvolle Rezepte bei Kau- und Schluckstörungen (DGE, Fit im Alter)
  • Essen und Trinken bei Demenz (DGE, Fit im Alter)
  • Essen und Trinken im Alter (Fit im Alter)
  • Trinken im Alter (DGE, Fit im Alter)
  • Wissenschaftliche Aufbereitung für Empfehlungen „Ernährung im Alter in verschiedenen Lebenssituationen“ (BMSGPK/AGES)

2 Patientinnen/Patienten mit

  • chronischen Erkrankungen (COPD, maligne Grunderkrankung, gastrointestinale Erkrankungen, chronische Nieren- und/ oder Leberinsuffizienz, chronische Entzündungen wie im Rahmen rheumatischer Erkrankungen usw.)
  • fortschreitenden neurologischen Erkrankungen (z. B. Mb. Parkinson, Demenz)
  • erhöhter Vulnerabilität (Frailty, Immobilität, Hochaltrigkeit, Depressionen, rezente Entlassung aus stationärer Versorgung)
  • sozialen Bedürfnissen (Isolation und mangelnde soziale Unterstützung – z. B. kann das Haus nicht verlassen, kann sich selbst keine Mahlzeiten mehr zubereiten)
  • Rehabilitation und Remobilisation (z. B. nach Schlaganfall, Tumortherapien, Stürzen und Frakturbehandlungen)
  • Palliative Versorgung: individualisierte Therapieplanung (Advanced Care Planning)

Bei Pflegeheimbewohnerinnen/-bewohnern wird die Durchführung 1x monatlich empfohlen.

Ernährungsanamnese (Hausärztin/-arzt, DGKP, Diätologin/Diätologe)

  • Gewicht und Verlauf (auffällig: ungewollter/unbeabsichtigter Gewichtsverlust von mehr als 5 % in den letzten 3 Monaten oder >10 % in den letzten 6 Monaten
  • Body Mass Index (BMI) (auffällig: BMI <22 kg/m2); Alternativ: Messung Oberarmumfang (auffällig: <21 cm)
  • Appetit oder Möglichkeit zu essen, Nährstoffzufuhr (auffällig: Patientin/Patient lässt mehr als 25 % der Nahrung in einer Woche stehen (bei 30 kcal/kg Körpergewicht pro Tag))
  • Essens- und Kochgewohnheiten
Weitere Aufgaben Hausärztin/-arzt (ggf. Durchführung durch DGKP)
  • Evaluierung der aktuellen Medikation und Diagnosen (auch im Hinblick auf Ursachen einer verminderten Zufuhr oder eines unbeabsichtigten Gewichtsverlustes (z. B. Schmerzen bei Nahrungsaufnahme, Dysphagie, konsumierende Erkrankungen))
  • Erhebung sozialer und psychologischer Aspekte (z. B. Einsamkeit, Erschöpfung)
  • Labordiagnostik (z. B. Albumin, Präalbumin, Phosphat, Elektrolyte, Blutbild/Differentialblutbild, C-reaktives Protein, Transferrin, Kreatinin und Harnstoff, ggf. Vitaminkonzentrationen)
Zusätzlich Erhebung folgender Aspekte (ggf. durch Diätologin/Diätologen)
  • Ernährungszustand (z. B. BMI, anthropometrische Parameter, Körperzusammensetzung)
  • Ernährungsanamnese (z. B. Lebensmittelauswahl, inkl. Ursachen einer verminderten Nahrungszufuhr, Energie- und Proteinzufuhr)
Diagnose­stellung/Evaluierung durch Hausärztin/-arzt (ggf. durch Diätologin/Diätologen)
Weitere Maßnahmen erforderlich
Keine weiteren Maßnahmen
Indivi­duali­sierte Ernährungs­therapie (Hausärztin/-arzt mit Diäto­login/Diäto­logen, ggf. weitere Gesundheits­berufe bei Bedarf)
Neuerliche Durchführung des MNA-SF in einem Jahr, bei Bedarf früher

Integriertes und interprofessionelles Management

Individuali­sierte Ernährungs­therapie (Hausärztin/-arzt mit Diätologin/Diätologen, ggf. weitere Gesundheitsberufe bei Bedarf) inkl. Evaluierung und Monitoring hinsichtlich Erreichen der individuellen Therapieziele – Intervall vom individuellen Ziel abhängig
Individuelle Therapieziele nicht erreicht

Inter­professionelle Konsul­tation/Adap­tierung der individuali­sierten Ernährungs­therapie

  • Koordi­nation durch Hausärztin/-arzt1
  • je nach Bedarf Hinzuziehen von weiteren Gesundheits­berufen (Diätologie, DGKP, Sozialarbeit, Logopädie, Zahnärztin/-arzt, Physio­therapie, Psychologie etc.)
  • Einbe­ziehung der An-/Zuge­hörigen
Evaluierung und Monitoring (Haus­ärztin/-arzt mit Diäto­login/Diäto­logen) – Intervall vom individuellen Ziel abhängig
Individuelle Therapieziele nicht erreicht
Individuelle Therapieziele erreicht
Rücküber­nahme des Gesamt­managements mit Plan für weitere Therapie/Maß­nahmen durch Hausärztin/-arzt
1 Hausärztin/-arzt sollte über eine Qualifikationen in der Ernährungsmedizin (z. B. Masterlehrgang oder ÖÄK-Diplom) verfügen.
Mini Nutritional Assessment® – Short Form (ÖGGG, 2011)
Test
Quelle Ernährungstest: ÖGGG. (2011). Österreichisches geriatrisches Basisassessment. Wien: Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie.

Legende:

Hausärztin/-arzt
Zusammenarbeit Hausärztin/-arzt mit angegebenen Gesundheitsberufen

Abkürzungen:
AGES – Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit | BMSGPK – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz | DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung | FGÖ – Fonds Gesundes Österreich

Impressum:

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Medieninhaber und Herausgeber: Competence Center Integrierte Versorgung, c/o Österreichische Gesundheitskasse. Redaktion: Competence Center Integrierte Versorgung. Inhaltliche Erarbeitung: Univ.-Prof. Dr. med. univ. Roller-Wirnsberger, MME, Medizinische Universität Graz, Abteilung für Innere Medizin. 1. Auflage Dezember 2020. Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Herausgebers gestattet. Satz- und Druckfehler vorbehalten. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz siehe www.gesundheitskasse.at 

 

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